Griechenlands Regierung reagiert auf die steigende Zahl an Femiziden

Am Abend des 1. April 2024 suchte Kyriaki Griva Hilfe bei einer Polizeiwache in Athen. Die 28 Jährige fühlte sich bedroht von ihrem Ex Freund, der ihr immer wieder vor ihrer Wohnung auflauerte und gegen den sie bereits Anzeige erstattet hatte. Als die Frau um Polizeischutz für den Nachhauseweg bat, verwies die Polizistin sie an den Notruf, wo sie die Antwort: „Ein Streifenwagen ist kein Taxi.“ erhielt. Kyriaki Griva machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Nur wenige Schritte von der Polizeiwache entfernt tötete ihr Ex-Freund sie mit mehreren Messerstichen.

Im Jahr 2023 wurden der griechischen Polizei rund 12500 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet – im Schnitt alle 45 Minuten einer. Fachleute rechnen aber mit einer hohen Dunkelziffer, da die meisten Fälle gar nicht der Polizei gemeldet werden. Der Femizid an Kyriaki Griva löste in Griechenland eine Welle an Protestkundgebungen aus, der den Druck auf die Regierung erhöhte, mehr gegen häusliche Gewalt zu tun.

Inzwischen wurden Richtlinien für den Umgang von Polizeibeamt:innen bei Fällen häuslicher Gewalt erlassen und spezielle Kommissariate hierfür geschaffen. Ein kürzlich in Kraft getretenes Gesetz verpflichtet Ärzt:innen bei einem Verdacht auf häusliche Gewalt, Polizei oder Justiz einzuschalten. Außerdem können Frauen landesweit in „Safe Houses“ vorübergehend Schutz und Unterkunft finden. Für akute Notsituationen können Bürger:innen sich seit Mai dieses Jahres eine „Panikknopf-App“ auf das Smartphone herunterladen: Mit einem Knopfdruck kann man im Notfall so die Polizei alarmieren, ohne, dass es die angreifende Person mitbekommt. Weiterhin kündigte Justizminister Giorgos Floridis ein neues Gesetzespaket an, das die Strafen für häusliche Gewalt erheblich verschärft. Die Gesetzesänderung sieht unter anderem vor, dass häusliche Gewalttäter grundsätzlich in Untersuchungshaft kommen.

Die Maßnahmen der griechischen Regierung machen deutlich, dass häusliche Gewalt keine Privatsache, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und es die Aufgabe eines jeden Staates ist, die Sicherheit seiner Bürgerinnen zu gewährleisten.

Zum Weiterlesen:

Wie Griechenland Frauen besser vor häuslicher Gewalt schützen will

Haftbefehl gegen bekannten Strafverteidiger in Griechenland